29|10|2021

Bettenhaus-Neubau Verden

 

29. Oktober 2021 | Verzögerung und gestiegene Preise

Materialengpässe machen auch der Aller-Weser-Klinik Verden beim Bau des Bettenhauses zu schaffen. Mehrkosten sind allerdings schon in die bekannten Steigerungen eingepreist. 

Das neue Bettenhaus der Aller-Weser-Klinik (AWK) in Verden macht Fortschritte, und Marianne Baehr freut sich jetzt schon auf den Abbau des Gerüsts an der Fassade. "Das soll vor Weihnachten passieren, und dann ist der Neubau endlich ohne störendes Gerüst zu sehen", so die AWK-Geschäftsführerin. Die Außenarbeiten seien weitgehend abgeschlossen, bestätigt Architekt Christian Merhof, dessen Planungsbüro sich nach eigenen Angaben auf den Neu- und Umbau von Krankenhäusern spezialisiert hat.

Allerdings hat die AWK inzwischen mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie die meisten anderen Bauherren auch: Rohstoffmangel und Materialengpässe, vor allem Bei Dämmung, Holz und Metall, sorgen für Verzögerungen und gestiegene Preise. "Wir müssen wöchentlich mit den Firmen diskutieren, wer wo und wann arbeiten kann", betont Merhof. So etwas habe er noch nie erlebt. Vieles liege daran, dass ein einziges Teil nicht geliefert werden kann. Etwa im zweiten Obergeschoss des Bettenhauses, wo ein Loch in der Wand nicht geschlossen werden kann, weil ein Aluprofil nicht geliefert werden kann. "Der Handwerker bestellt beim Großhändler und der wiederum beim Hersteller. Der kann das Teil aber nicht bauen, weil er den Rohstoff nicht bekommt", erklärt der Architekt.

"Aktuell hinken wir etwa einen Monat hinter dem Zeitplan her", sagt Marianne Baehr während einer Führung durch die Baustelle. Bei den Projektkosten seien bereits Steigerungen von etwa sechs Millionen Euro eingepreist (wir berichteten). "Diese Mehrkosten haben wir schon vorausschauend berechnet, sodass wir noch im Plan von jetzt etwa 44 Millionen Euro liegen." Von diesen sechs Millionen wird das Land Niedersachsen voraussichtlich fünf Millionen Euro übernehmen. Der Rest werde, so hofft die AWK-Geschäftsführerin, vom Landkreis und der Stadt Verden zugeschossen. 

SANIERUNG DES ALTBAUS

In einem zweiten Bauabschnitt, der allerdings noch nicht terminiert ist, ist geplant, den Altbau der Aller-Weser-Klinik in Verden großflächig umzubauen und zu sanieren. Die dafür kalkulierten Kosten liegen bei 25 Millionen Euro. "Das ist zumindest die Summe, die wir beim Land Niedersachsen dafür beantragt haben", sagt Baehr. Die Sanierung sei fast so umfangreich wie der Neubau des Bettenhauses, erklärt Christian Merhof die Dimension der Arbeiten. Angesichts der hohen Kosten sei mit dem Aufsichtsrat auch die Frage eines Abrisses und Neubaus diskutiert worden, sagt Baehr. Allerdings würde es dafür vom Land keine Förderung geben, und während des Neubaus müsste Verden etwa zwei Jahre lang ohne Klinik auskommen. "Ein Neubau würde unter dem Strich auch deutlich teurer werden als eine Sanierung", betont der Architekt. Das Land Niedersachsen finanziere aktuell keine neuen Krankenhausprojekte mehr, weil das Geld dafür fehle. "Das hat es bislang noch nie gegeben", so Merhof. Bei der Sanierung des Altbaus gehe es vor allem um eine umfassende Modernisierung des Brandschutzes, aber auch unter anderem um eine Erweiterung der Intensivstationen sowie der Notaufnahme. Auch die Radiologie soll erneuert werden, unter anderem soll ein moderner Schockraum entstehen. "Das kommt aber irgendwann später", erklärt Marianne Baehr.

UMZUG IM OKTOBER 2022

Jetzt stehe zunächst das Bettenhaus im Mittelpunkt. Geplant ist weiterhin, dass der Bau im September 2022 fertig wird, der Umzug könnte dann Mitte Oktober folgen. Nahtlos an den Umzug wird sich laut Baehr im Altbau allerdings die Sanierung der Notaufnahme anschließen, die deutlich erweitert werden soll. Für die Übergangszeit werden acht Zimmer im Bettenhaus als Notaufnahme mitgenutzt. Zwischen dem alten und neuen Trakt muss nur ein Durchbruch geschaffen werden, wo jetzt noch eine Wand den Übergang versperrt. Bei den Arbeiten steht nicht nur die bauliche Sanierung an, sondern auch eine Modernisierung der Technik. "Die ganze Technik im Krankenhaus ist hochkomplex und sehr teuer", erzählt Christian Merhof. Schließlich werde auch im Bettenhaus die Hälfte der Projektkosten in die Gebäudetechnik investiert.

Ein Teil ist jetzt schon auf der Baustelle des Bettenhauses zu sehen. Zahlreiche dicke Kabelstränge sind an den Decken verlegt. "Das sind Kabel, die einen erhöhten Brandschutz aufweisen, sodass die Versorgung beispielsweise mit Energie im Brandfall nicht so schnell ausfällt", erklärt Oliver Lausch, technischer Leiter der AWK. Diese seien mit der Notstromversorgung durch einen Generator verbunden. Im zweiten Obergeschoss entstehen die Anästhesie und vier OP-Säle, alle mit Tageslicht. Auch hier wird es eine umfassende Versorgung mit der modernsten Medizintechnik geben. "Dafür laufen gerade die Ausschreibungen", sagt Marianne Baehr. Engpässe und Verzögerungen seien auch hier nicht ausgeschlossen. "Aber wir hoffen, dass es nicht dazu kommt."

 

Aller-Weser-Klinik Verden: Materialengpässe beim Bettenhaus-Neubau - WESER-KURIER